Hans-Joachim Billib
2012
Im Rahmen der diesjährigen Ausstellung präsentieren wir Werke des Künstlers Hans Joachim Billib in den Räumen unserer Kanzlei.
Vor einem Vierteljahrhundert erschien die Überzeugung, dass sich die Malerei an der sichtbaren Wirklichkeit zu orientieren habe, noch als überholt. Inzwischen erwies sich – wie so oft in der Geschichte der Kunst –, dass nach einer Phase schematischer Verallgemeinerungen der Blick auf die Realität zur Quelle neuer Entwicklungen werden kann.
Kenner und Sammler schätzen Hans Joachim Billibs Verständnis der Landschaft als einer in den von ihm ausgewählten Ausschnitten noch intakten Lebensform ebenso wie die Selbstverständlichkeit seiner auf wenige, einfache Dinge ausgerichteten Stillleben. Billib wuchs während der fünfziger/sechziger Jahre in der Stadtinsel Berlin auf, jedoch nicht zwischen ihren grauen Häuserblöcken, sondern in der von Feld, Wald und Wasser geprägten Ortschaft Reinickendorf. Wäre Berlin nicht so von seiner Umgebung abgeschnitten, wäre es nicht durch die Tristesse einer farblosen Stadt bestimmt gewesen, hätte die Landschaft von Reinickendorf ihn wohl weniger fasziniert. Dass später die Stadt mit ihren Brandfassaden und Abrissbauten, mit den Schneisen der Todsstreifen und den alten, die Verbindung zur Außenwelt herstellenden Bahnhöfen für ihn ein ständiges Stimulans blieb, dass ihre Schrottplätze und Reklameflächen ihm ebenso Anlass zum Malen gaben wie ihre wenigen, aus ihrer Glanzzeit übrig gebliebenen Repräsentationsbauten, hat Billib in anderen seiner Bilder vor Augen gestellt. Die freie Natur, eine noch nicht zu sehr von der technischen Welt beeinträchtigte Landschaft war für ihn seit etwa 1980 die Region an der Flensburger Förde. Hier konnte und kann er dank der Gastfreundschaft seines Freundes und ehemaligen Lehrers Klaus Fußmann seiner Neigung zum Malen der Felder mit ihren Knicks, mit Baumgruppen und Wolken, mit den Fördeufern und den Blicken auf die offene Ostsee nachgehen. Er beobachtet die Jahreszeiten mit bestellten Äckern und Blütenfeldern, das strahlende Licht des Sommers und den verhangenen Dunst des vergehenden Tages, das Anlegen der letzten Fähre und die Verlassenheit der Strandkörbe. Die reine Landschaft ist dem Maler genug, sie ruht in sich. Die Intensität der Beobachtung und die Genauigkeit der Malerei verleihen nicht selten der auf diese Weise gesehenen Landschaft etwas Unwirkliches.
Dass ein Maler, der die Landschaft als einen Zustand der Natur versteht, für das Stillleben prädestiniert ist, ergibt sich wie selbstverständlich. Ihre Ordnung, die von ihm in der Landschaft als Eigenschaft der Natur begriffen wird, stellt er in ihnen her, bevor er mit ihrer Darstellung beginnt. Für seine Bilder genügen ihm lauter Objekte, die er in seinem Alltag vorfindet. In ihnen steht die Zeit still, länger als in der Landschaft, unabhängig vom Augenblick und von den Jahreszeiten, frei von Dramatik, unprätentiös und so selbstverständlich, als sei die Dauer ihr einziger Maßstab.
(nach: Heinz Spielmann: Stille und Klarheit – Zu einigen neuen Bildern von Hans-Joachim Billib,2003)
Die Ausstellung ist während unserer Bürozeiten – nach Voranmeldung – zu besichtigen. Wenn Sie Interesse am Erwerb eines Werkes des Künstlers haben, sprechen Sie uns bitte an.